Ein Mann und seine Hassliebe zum Kontrabass

Zugegeben,die Hüfte ist ziemlich ausladend und die Taille nicht eben schlank, aber für den Kontrabassisten am dritten Pult im Staatsorchester hat sein Instrument durchaus etwas Erotisches. Allerdings nur zeitweise, denn es kommt auch vor, dass er sein Arbeitsgerät als „fettes altes Weib“ beschimpft, das ihm Hornhaut an den Händen beschert und in Bad verschwinden muss, wenn er doch mal mit einer Frau intim wird. Das vielschichtige Verhältnis eines Mannes zu seinem Musikinstrument hat der Autor Patrick Süßkind in dem Monologstück „der Kontrabass“ hervorragend beschreiben.

Eine Paraderolle für jeden Schauspieler und ein Erfolg an viele deutschsprachigen Bühnen. Seit der Silvesternacht gehört es nun auch zum Repertoire der Pyrmonter Theater Companie. In zwei ausverkauften Vorstellungen folgen die Zuschauer dem Psychogramm und der kruden Philosophie eines Mannes, der darunter leidet, dass er und sein Kontrabass niemals solistisch auftreten dürfen, sondern im Heer der orchestralen Instrumente zur Bedeutungslosigkeit verdammt sind. Und schließlich erfährt das Publikum im Theater im Casino auch interessante Details aus der Musikgeschichte, denn da kennt „Mister X“ mit dem Bass sich gut aus.

In seiner witzigen, herunter gekommenen Küche, die ein Sinnbild ist für die Enge und Spießigkeit seines Lebens (Bühnenbild ULBO) haust der Kontrabassist (Jörg Schade), gestört von Straßenlärm und defekten Schranktüren, und ertränkt seinen Frust in immer neuen Bierflaschen - fünf (alkoholfreie!) im Laufe der Vorstellung zählen Zuschauer hörbar mit.

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Zwei Stunden Monolog, unterbrochen von einer Pause, das ist für Darsteller und Regisseur eine Herausforderung. Mit Hilfe von musikalischen Einspielungen, alltäglich Verrichtungen, angedeutetem Spiel auf dem Bass, vor allem aber mit den Gemütsschwankungen des Protagonisten hält Regisseur Carl-Herbert Braun die Spannung und sorgt für Stimmigkeiten der Situation.

Jörg Schade bringt die Figur in allen Facetten glaubwürdig rüber, die Wutausbrüche, das Selbstmitleid, stille Momente vergeblicher Liebe zur Sängerin Sarah - die ganze Tragikomik eines banalen Lebens. „Ich könnte die Vorstellung schmeißen oder kündigen dann wäre ich frei“ sagt der Mann. Er wird es nicht tun, sondern weitermachen wie bisher.

Begeisterten Beifall gab es am Ende der späten Aufführung.

Die nächste Vorstellung ist am 13 Februar, weitere Vorstellungen werden folgen.

Karin Heininger - mit freundlicher Genehmigung der Pyrmonter Nachrichten